Babys

 

Babys sind weich, und ihre zarte Haut fühlt sich an wie die samtigen Blätter einer Rose. Wenn man eine enge Beziehung zu ihnen hat, spürt man, daß diese Weichheit bis ins Innere reicht - unverkennbar an den runden Backen, die weich sind wie Sahnecreme, und an den Händchen, die sich bewegen, als hätten sie keine Knochen. Doch von Anfang an schlummert in jedem Kind ein stählerner Wille, der zu sagen scheint: "Ich bin!", und der den Kern der Persönlichkeit bildet.
Im zweiten Jahr verfestigt sich der Knochenbau, das Kind kann jetzt aufrecht stehen, und der große, feste Schädel schützt das weiche Innere wie ein Helm. Gleichzeitig wird auch das "Ich bin!" lauter. Beim Anblick dieser Kinder kann man diesen Willen, massiv wie Wurzelholz, beinahe durch das schimmernde Fleisch scheinen sehen.
Die Gesichtszüge bilden sich mit sechs heraus, das innere Wesen mit sieben. Die Einkapselung schreitet fort, bis sie im glänzenden Panzer der Pubertät ihren Höhepunkt erreicht. Dann ist alle Weichheit verborgen unter der Vielzahl neuer Persönlichkeiten, die Teenager zur Tarnung ausprobieren.
In den darauffolgenden Jahren kommt es vom Kern her zusehends zur Verhärtung, während sich die Facetten der Persönlichkeit herausbilden. Schließlich ist das "Ich bin!" festgelegt, klar und unverrückbar wie ein Insekt in Bernstein.
(aus "Die geliehene Zeit" von Diana Gabaldon)

...es ist etwas ganz anderes, mit einem Baby zu reden. Es ist ein Mensch; man spürt, daß man nicht alleine ist. Aber es versteht nicht, was man sagt, und man braucht sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was es von einem denkt oder erwartet. Man kann sein Herz ausschütten, ohne die Worte abwägen zu müssen - und das ist ein wahrer Trost für die Seele.
(aus "Die geliehene Zeit" von Diana Gabaldon)