Die Sonne ging unter. Sie verschwand am Horizont, ganz am Ende dieser weiten, platten Ebene,
die so ausgedehnt war, dass man die Krümmung der Erde ahnen, ja vor sich sehen konnte.
Denn irgendwo, ganz weit weg, musste sie sich neigen, irgendwann drehen, da sie ja
irgendwie weiter gehen musste. Andernfalls wäre sie in ihrer geradlinigen Bahn an irgend
etwas, eine Wolke oder gar die Sonne, gestoßen. Es war offensichtlich, dass sie sich
rundete und letztlich den Gesetzen Galileis folgte. Die Sonne, die ganz sanft, von Stunde
zu Stunde, von Minute zu Minute, in Agonie verfiel, sich Zeit genommen hatte, die
zunächst bis zur Taille, dann bis zu den Schultern untertauchte, diese Sonne tat so,
als wäre sie plötzlich von einer ungeduldigen Hand geschnappt und gewaltsam nach unten
gezogen worden. Ihr Niedergang beschleunigte sich, ihre Glut verwässerte zu Rosatönen,
ihre Kuppel wurde kleiner und versank. Manchmal fuhr noch ein roter Blitz durch diesen
jetzt kahlen und fast schwarzen Kopf. Ein Kopf, der noch ein letztes Mal triumphierend
oder verzweifelt, auf jeden Fall aber tragisch, aufzutauchen und noch einmal die Erde zu
betrachten schien, ehe er sich plötzlich nicht mehr rührte, mit dem Horizont verschmolz,
verschwand, was auch immer.
(aus "Die Landpartie" von Françoise Sagan)